Die Zapftechnik unterschied sich in England, USA und Deutschland.
ENGLAND
In den 1960er Jahren besaßen die englischen 7 pint und 4 pint Dosen eine oder zwei Öffnungen im Dosendeckel. Ein sog. "spout" aus Plastik wurde in die mittlere Öffnung gedrückt und das Bier konnte fließen, Abbildung links.
Erst 1968 mit dem Erscheinen der Watneys Party Seven kam eine Zapfanlage - die sog. "Sparklets BEERTAP"- auf den Markt. Hersteller war die Firma "British Oxygen" aus London.
Besaß die Partydose nur eine Öffnung, mußte noch ein 2. Loch in den Deckel gedrückt werden, dazu war ein spitzer Metallkegel im Zubehör der Zapfanlage vorhanden. Zum Anbringen der Zapfanlage war der Gummiverschluß bzw. die Verschlüsse abzunehmen. (Fontainengefahr!!)
Aufgrund von Dichtigkeitsproblemen verwendete man in den 1970er/1980er Jahren hauptsächlich geschlossene Deckel.
Jetzt war entweder ein separater Öffner erforderlich, siehe Abbildung rechts, oder es mußten 2 Öffnungen zum Betreiben der Zapfanlage in das Deckelblech gestoßen werden.
Der o.g. Beertap und Spezialöffner sind im Hobbymuseum ausgestellt.
USA
Die Atlantic Brewing Co. in Chicago gründete Anfang der 1960er Jahre ein Tochterunternehmen, die sog. "Tap-A-Keg Co.", die ein Luftzapfgerät für die damals neuen Gallonendosen herstellte.
Mit den Gallonendosen, die seit 1964 dort im Handel waren, wurde ein Plastikhahn (spout) mitgeliefert, der den Bierausguß ermöglichte. Komfortabler war allerdings das Leeren über eine Zapfanlage.
Damals hieß es:
oder
Später kamen verschiedene Zapfanlagen mit Kohlensäurepatronen auf den Markt.
REST-EUROPA/DEUTSCHLAND
Die ersten Zapfanlagen in den 1960er Jahren kamen aus Belgien. Die Fa. EURACOM aus Brüssel stellte z.B. den sog. "EuroTap" her. Der Gummiverschluss der Partydose brauchte zum Aufsetzen der Zapfanlage nicht abgenommen werden, sondern er wurde mit einem dünnen Metallröhrchen einfach durchstochen. Vorteil zum amerikanischen Sysem war ein spritzfreier Anstich.
Später in den 1970er/1980er Jahren gab es in Deutschland zahlreiche Zapfsysteme mit Kohlensäure oder mit Luft betrieben. Bekannte Hersteller waren damals Grittmann in Eppingen, die für Fass*Frisch-Heilbronn fertigten und Datograf Apparatebau in Heibronn.
Heute ist Fass*Frisch in Eppingen auf diesem Gebiet tätig [29].
Die größte Innovation war aber der integrierte Zapfhahn, der 1998 zuerst mit einer 5 Liter Warsteiner Partydose eingeführt wurde.
Walter Fegert von der Fa. Fass*Frisch, später Huber Verpackungen, hat die Entwicklung entscheidend vorangetrieben und bis zur Serienreife begleitet.
Erste Versuchsmuster können im Hobbymuseum besichtigt werden.
Aus physikalischen Gründen war eine Auslaufanordnung im unteren Dosenbereich zwingend. Anfangs wurden Hähne aus Metall getestet, schließlich kam eine Kunststoffkombination zur Anwendung, die lebensmittelecht, druckstabil, leichtgängig und kostengünstig war.
Der erste integrierte Zapfhahn der Firma Huber aus Öhringen (Hahn 1). Er wurde zum Zapfen in zwei Stufen heraus-gezogen (Anwendung 1998-1999).
Der verbesserte Hahn 2 gab den Bierfluß erst nach einer Drehbewegung im ausgezogenen Zustand frei (Anwendung 1999-2003).
Die dritte Generation Hahn besitzt eine Gummilasche zum besseren Ziehen und ist tropfdicht (Verwendung 2003-heute).
Die Zapfhähne der Firma Fass*Frisch dreht man um 90°, so daß der Hahn hervor kommt. Beim Drücken des roten Knopfes fließt dann das Bier. Hahn 2 kommt bis heute zur Anwendung.
Der Kleemann Hahn war bis zum ersten Anstich mit einem Siegel versehen. Das Bier floss nach dem Herausziehen und Drehen. Dieser Hahntyp wird nicht mehr angewendet.
Neben diesen in Deutschland entwickelten und patentierten Hähnen gibt es noch chinesische Bauarten, die optisch eine große Ähnlichkeit zu deutschen Entwicklungen aufweisen.
Ein neuer Hahntyp ist seit 2016 auf dem Markt, er findet Anwendung für Fässchen des Herstellers Ardagh. Dieser ist zusammen mit der Firma KMT Kunststofftechnik (Familie Oberhofer) entwickelt worden, Bild rechts. Griffmulden erleichtern das Herausziehen des Hahnes. Zum Zapfen wird der herausgezogene Hahn einfach nach unten geschwenkt. Auffällig im Vergleich zu anderen Hähnen ist der fulminante Bierstrahl, somit können durstige Kehlen schnell bedient werden.